Wann habe ich eigentlich aufgehört, mich um die Umwelt zu sorgen? In den 80er Jahren habe ich für den Atomausstieg gekämpft, hatte Sorge um die sterbenden Wälder und Angst vor dem dritten Weltkrieg. Nichts von alledem ist passiert.
Heute ist der Atomausstieg vollzogen, die kahlen Baumkronen sind wieder grün und Deutschland ist wiedervereinigt. Ich bin mit dem Gefühl älter geworden, es wird schon alles nicht so schlimm kommen. Ingenieure, Wissenschaftler und Politiker haben es bisher gerichtet und werden es wohl auch in Zukunft richten. Ich fahre mit dem Fahrrad zum Einkaufen, kaufe Bioprodukte und wähle Grün. Mehr kann ich nicht tun.
Wann habe ich eigentlich aufgehört, mich um die Umwelt zu sorgen? In den 80er Jahren habe ich für den Atomausstieg gekämpft, hatte Sorge um die sterbenden Wälder und Angst vor dem dritten Weltkrieg. Nichts von alledem ist passiert. Heute ist der Atomausstieg vollzogen, die kahlen Baumkronen sind wieder grün und Deutschland ist wiedervereinigt. Ich bin mit dem Gefühl älter geworden, es wird schon alles nicht so schlimm kommen. Ingenieure, Wissenschaftler und Politiker haben es bisher gerichtet und werden es wohl auch in Zukunft richten. Ich fahre mit dem Fahrrad zum Einkaufen, kaufe Bioprodukte und wähle Grün. Mehr kann ich nicht tun.
Aber warum werde ich das schlechte Gewissen einfach nicht los? Ich ahne, dass es damit nicht getan ist. Warum nur fliege ich in Urlaub? Warum kaufe ich im Winter Tomaten, Gurken und Zucchini? Ich weiß, dass Fliegen extrem schlecht für’s Klima ist, ich weiß, dass es falsch ist, im Winter Sommergemüse zu kaufen. Ich sehe die Fehler der Politik, die nur noch kurzfristige Ziele verfolgt, eine Politik, die sich der Wirtschaft und Industrie untergeordnet hat. Und ich sehe die Wirtschaft, die nur noch gewinnorientiert denkt und handelt und deshalb Innovationen verschläft. Ich sehe die Banken, die durch ihre Zockerei die Welt in eine weltweite Wirtschaftskrise gestürzt haben und die jetzt wieder genauso weitermachen wie zuvor. Überall auf der Welt werden radikale Nationalkonservative gewählt. Die Politik ist mit sich selbst beschäftigt, mit Trump, Erdogan und Putin, mit AfD und Brexit. Wir vergeuden unsere Zeit mit Diskussionen um ein paar Tausend Geflüchtete, um ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Wie kann es sein, dass wir statt eines Verkehrsministers einen Auto-Minister haben, der wahrscheinlich noch nicht wahrgenommen hat, dass Bahn und ÖPNV auch zum Verkehr zählen, dass der Flugverkehr durch fehlende Besteuerung immer neue Rekordzuwächse verzeichnet, dass wir eine Landwirtschaftsministerin haben, die weiterhin große industriell geführte Agrarbetriebe subventioniert und somit die Billigfleischproduktion und Monokulturen, die mit Glyphosat abgespritzt werden, unterstützt, die auf die Freiwilligkeit des Handels bei der Einführung verbesserter Haltungsbedingungen für Tiere setzt. Natürlich darf man auch den missglückten Kohleausstieg unseres Wirtschaftsministers und die Rolle rückwärts bei der Förderung von regenerativen Energien nicht vergessen. Die Liste ist endlos.
Niemand kümmert sich um die Klimakatastrophe, die sich durch immer häufiger werdende Wetterextreme ankündigt. Niemand kümmert sich um die fehlenden Insekten, niemand kümmert sich um das sechste große Artensterben dieser Welt. Wir vermüllen durch unseren unstillbaren Konsum die Meere und vergiften unsere Erde. Ich fühle mich ohnmächtig, habe aufgegeben und wähle das kleinste Übel – Grün, aber ich sehe, dass auch Grün sich der Autolobby unterwirft. Ich will all die Probleme dieser Welt nicht mehr sehen, denn ich weiß keine Lösung.
Und jetzt kommen da diese Kinder, unsere Kinder, diese Greta Thunberg, diese weltweite FridaysforFuture-Bewegung. Sie fordern von uns Erwachsenen, dass sie später auch in einer sicheren, sauberen Welt leben können. Ich fühle, dass sie Recht haben. Sie haben das Recht diese Forderungen an uns zu stellen und sie stellen sie gemeinsam – weltweit. Erlebe ich hier die erste weltweite Protestbewegung der Geschichte? Erlebe ich hier die erste weltweite Solidarität mit Schwächeren, mit den Ausgebeuteten dieser Erde?
Ich bekomme Gänsehaut und ich fühle, es ist an der Zeit, mein Leben endlich wieder meinen Idealen anzupassen. Ich esse jetzt im Winter wieder Wintergemüse und freue mich unbändig auf die ersten Radieschen und Beeren. Meinen Fleischkonsum habe ich sehr eingeschränkt und Wasser kommt bei mir aus dem Hahn. Ich versuche meiner privaten Plastikflut Herr zu werden.
Es fühlt sich einfach an, mein neues Leben und richtig fühlt es sich an.
Ich spüre es in mir: es ist jetzt wieder an der Zeit unbequem zu werden, auf die Straße zu gehen und gemeinsam mit der FridaysforFuture-Bewegung für die politische Umsetzung meiner, unserer Ideale zu kämpfen, die viel zu lange zwischen Hausbau, G8-Kindern und Beruf verschütt gegangen waren. Weite Reisen und blindes Konsumieren machten mich nicht wirklich glücklich. Mich macht es glücklich, zu fühlen, dass ich endlich wieder das Richtige tue, wieder für meine Ideale lebe und kämpfe und die Hoffnung nicht aufgebe, dass wir durch all die vielversprechenden Lösungsansätze aus Wissenschaft und Technik, eine soziale und ethische Markt- und Geldwirtschaft und durch eine nachhaltige mutige Politik, allen nachfolgenden Generationen unsere wunderbare Erde lebenswert hinterlassen werden.
Ich weiß auch nicht, ob das eine Utopie ist aber wie war das noch mit dem Atomausstieg und der Wiedervereinigung damals in den 80er Jahren…? Es hat doch schon einmal geklappt. Lasst es uns anpacken!
What do you want? CLIMATE JUSTICE! When do you want it? NOW! 😀